Nico Gaber arbeitet beim Stadtjugendring Weinheim mit dem Schwerpunkt Offene Jugendarbeit im „CTTC – Carrillonian the teen club“ und ist auch in das Projektbüro für Beteiligung und politisch Bildungsarbeit eingebunden. Er hat den Schwerpunkt der Wochen gegen Rassismus 2022 thematisch gesetzt. Sein Thema: Antiziganismus.
Nico, wir kamst Du auf das Thema Antiziganismus?
Schon in meiner Schulzeit in der Dietrich-Bonhoeffer-Schule Weinheim wurde ich auf das Thema aufmerksam. Damals hatte ich die Möglichkeit das Dokumentationszentrum in Heidelberg zu Besuchen und dort eine Führung zu veranstalten. Mit den Jahren ist das Interesse an Geschichte gewachsen. Dies hat 2020 bis 2021 auch zu meiner Fortbildung, mit der Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg (LpB), der Pädagogischen Hochschule Heidelberg und weiteren Partnern, mit dem Schwerpunkt „Antiziganismus erkennen und begegnen“ geführt.
Antiziganismus als Thema und der Begriff sind in der Öffentlichkeit nach wie vor eher unbekannt. Beginnt man ein Gespräch mit dem Fachbegriff, so schaut man zunächst häufig in viele fragende Gesichter. Viele kennen allerdings die Vorurteile, Klischees oder Stereotype zu diesem Begriff.
Aus diesem Grund ist es unerlässlich diese Thematik aufzugreifen, die Gesellschaft darauf aufmerksam zu machen und sie dafür zu sensibilisieren.
Was hat das mit Weinheim zu tun?
Weinheim ist wie jede andere Stadt in Deutschland Teil der Geschichte dieses Landes. Auch hier wurde die Propaganda gegen Sinti und Roma betrieben und die Menschen haben Ablehnung erfahren.
Ebenso ist Rassismus und dementsprechend auch der Antiziganismus, als eine Form davon, ein Aspekt der unsere Stadt beschäftigt. Die jüngsten Geschehnisse und Umfragen zeigen, dass Vorurteile, Klischees und Stereotyp stark in unserer Gesellschaft verwurzelt sind und Bestand haben.
Aus diesen Gründen machen wir als Stadtjugendring Weinheim auf das Thema Antiziganismus aufmerksam und setzt sich mit Hilfe der Stadt Weinheim und dem Landesverband Baden-Württemberg der Sinti und Roma ein, darüber zu sprechen.
Welche Schlüsse lassen sich daraus ziehen?
In der Vergangenheit wurde immer wieder über die Minderheit Sinti und Roma gesprochen, wir möchten mit Sinti und Roma über dieses Thema sprechen.
Für uns ist es ein Verlassen der Komfortzone, für viele Betroffene ist es der Alltag.
Dass und wie tief der Antiziganismus in unserer Gesellschaft verankert ist zeigen nicht nur Skandale wie bei der WDR Sendung „Die letzte Instanz“ oder andere Klischee bedingte Darstellungen in den Medien sondern auch die Abneigung eines großen Teiles der Gesellschaft Sinti und Roma als Nachbar*innen zu haben.
In der Zukunft geht es darum, das sich die Menschen in diesem Land endlich als eine große Gesellschaft sieht die zusammenhält und niemanden ausstößt.
Dieses Ziel erreichen wir allerdings nicht alleine, dafür benötigen wir jede*n Einzelne*n. Und da gehören auch junge Menschen mit dazu, Menschen die wir in unseren Jugendeinrichtungen erreichen oder auch durch die Projektarbeit.