„Auschwitz – mit eigenen Augen sehen“: Jugendbildungsreise zur Erinnerung und Mahnung
Vom 18. bis 24. Januar 2025 fand zum 25. Mal das Seminar „Auschwitz – mit eigenen Augen sehen“ in der Internationalen Jugendbegegnungsstätte in Oświęcim/Auschwitz statt. Dieses Jubiläum fiel mit einem weiteren bedeutenden Gedenkjahr zusammen: dem 80. Jahrestag der Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz durch die Rote Armee am 27. Januar 1945.
Die Direktorin der Jugendbegegnungsstätte, Joanna Klęczar-Deodat, begrüßte die Jugendlichen und Gäste herzlich, darunter auch die Gruppe aus Weinheim. Sie betonte in ihrer Ansprache die ungebrochene Relevanz solcher Begegnungen. Gerade heute, in einer Zeit, in der Hass und Intoleranz wieder stärker werden, sei es wichtiger denn je, junge Menschen an die Folgen von Diskriminierung und Ausgrenzung zu erinnern, so ihr Tenor.
Wie schon in den Vorjahren beteiligte sich der Stadtjugendring Weinheim an diesem trilateralen Austausch von Jugendlichen aus Frankreich, Deutschland und Polen. Unter der Leitung von Nico Gaber und Abu Bajala reisten zehn Schülerinnen, im Alter von 17 bis 18 Jahren, des Abiturjahrgangs des Werner-Heisenberg-Gymnasiums (WHG) Weinheim nach Auschwitz. Zusammen mit Gleichaltrigen des „Allgemeinbildenden Lizeum Nr.1“ aus Wałbrzych (Polen) und des Lycée La Providence aus Cholet (Frankreich) bildeten sie eine Gruppe von 33 Teilnehmerinnen.
Ein Projekt, das Erinnerungen bewahrt
Die Initiatoren des Seminars, Andreas Richter und Jörg Lorey, nutzten die Jubiläumsveranstaltung, um die Geschichte dieses außergewöhnlichen Projekts zu würdigen. Dabei erinnerten sie auch an Stanisław Hantz, einen Holocaust-Überlebenden und Zeitzeugen, der das Seminar bis zu seinem Tod im Jahr 2008 aktiv unterstützte. „Stanisław Hantz war das Herz dieses Projekts. Seine persönlichen Berichte und sein Engagement haben uns allen gezeigt, warum Erinnerung so essenziell ist“, betonte Andreas Richter.
Ein zentraler Bestandteil des Programms war die Auseinandersetzung mit der Biografie von Stanisław Hantz und seinem Buch „Zitronen aus Kanada“. Darin schildert er eindrücklich seine Erfahrungen: von der Errichtung des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau, über den Todesmarsch bis hin zu seiner Befreiung im KZ Dachau. Seine Geschichte wurde für die Jugendlichen zur eindringlichen Mahnung vor den Schrecken des Holocaust.
Besuch des Lagers Auschwitz: Schmerz und Nachdenklichkeit
Der Besuch des ehemaligen Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau bildete den emotionalen Höhepunkt der Reise. In nachdenklicher Stille durchschritten die Jugendlichen das Gelände, sahen die Überreste der Baracken, die Gaskammern und die unzähligen persönlichen Gegenstände der Opfer. „Es war, als würde die Stille uns Geschichten erzählte, für die Worte allein nicht genügen“, beschrieb eine Teilnehmerin ihre Eindrücke.
Begleitet wurde der Besuch von intensiven Gesprächen und Reflexionen. Die Methode des „World Café“, bei der die Teilnehmerinnen in internationalen Gruppen über Themen wie Verantwortung, Gedenken und die Lehren der Geschichte diskutierten, trug dazu bei, eine tiefe Verbindung zwischen den Jugendlichen aus den drei Ländern herzustellen.
Erinnern für die Zukunft
Die Begegnung war nicht nur eine Auseinandersetzung mit der Vergangenheit, sondern auch ein Aufruf zur Verantwortung für die Zukunft. Die gemeinsame Reflexion über die Verbrechen und die Bedeutung des Erinnerns schweißte die Teilnehmerinnen zusammen. „Es liegt an uns, die Erinnerung lebendig zu halten und dafür zu sorgen, dass sich solche Verbrechen nie wiederholen können“, lautete der einhellige Tenor der Gruppe.
Neben dem historischen Wissen, bot das Seminar auch die Möglichkeit, internationale Freundschaften zu schließen. Die Jugendlichen nahmen nicht nur wertvolle Erfahrungen mit nach Hause, sondern auch die Erkenntnis, dass Gedenken eine Brücke zwischen Kulturen und Generationen schlagen kann.
Gefördert wurde dieses außergewöhnliche Projekt vom Deutsch-Polnischen Jugendwerk (Polsko-Niemiecka Współpraca Młodzieży). Mit seiner Unterstützung konnte das Seminar auch in diesem besonderen Jubiläumsjahr jungen Menschen die Chance geben, Geschichte nicht nur zu lernen, sondern sie zu spüren – und so Verantwortung für die Zukunft zu übernehmen.
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Hier derBericht aus den Weinheimer Nachrichten vom 29.01.2025 S. 9
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