Die Mitgliederversammlung des SJR legte mit ihrer letzten Sitzung den Kurs des Vereins fest. Nach der Aufnahmebestätigung von „wie gewohnt“ und dem Bericht des Vorstandes, besser gesagt der 1. Vorsitzenden Dagmar Himmel folgte der Rechenschaftsbericht des Geschäftsführers und die Verabschiedung des Haushalts. Wichtig war die Änderung der Satzung. Zukünftig sollen auch Initiatven und Gruppen der Jugendarbeit Mitglied im SJR werden können.
Über die Versammlung ist u.a. in den Weinheimer Nachrichten zu lesen: (Quelle: https://www.wnoz.de/Lokales/Weinheim/Haus-fuer-alle-ganz-oben-auf-Wunschliste-8987e867-edff-4948-afcd-f43dfc5882b7-ds)
Haus für alle ganz oben auf der Liste
Sein Name fiel öfter: Martin Heckmann. Er war der Grandseigneur der Jugendsozialarbeit in Weinheim und bis zu seinem Tod Anfang des Jahres eine Weile schon der letzte noch lebende Gründer des Stadtjugendrings Weinheim. 1948 gründete sich der Dachverband der Weinheimer Jugendorganisationen – ein Jahr vor der Bundesrepublik Deutschland.
„Demokratiebildung war damals das Gebot der Stunde“, erinnerte jetzt Martin Wetzel, der Geschäftsführer des Stadtjugendrings. Nun sind die Aufgaben wieder ähnlich. Die Gesellschaft droht auseinanderzudriften, extreme politische Kräfte bedrohen die Demokratie. „Wir sollten oft an Martin Heckmann denken“, sagte Wetzel.
Unter Leitung von Wetzel und der Vorsitzenden Dagmar Himmel hat sich der Stadtjugendring für die Zukunft neu aufgestellt. Die Mitgliederversammlung beschloss am Freitagabend einstimmig eine neue Geschäftsordnung und Satzung. Die neue Präambel nimmt direkt Bezug auf das Gründungsjahr 1948. Es heißt: „Auch Jahrzehnte später sind junge Menschen aufgerufen, sich verantwortlich für die Demokratie in Weinheim, in Baden-Württemberg, in Deutschland und darüber hinaus einzusetzen und ihren Beitrag für Frieden, Gerechtigkeit und Gleichheit zu leisten. Antisemitismus, Nationalismus und menschenverachtendes und faschistisches Gedankengut dürfen keinen Resonanzboden mehr finden.“
Gegen Ausgrenzung
Weiter heißt es: „Auf diesem Boden und mit diesem grundlegenden Verständnis tritt der Stadtjugendring Weinheim und seine Mitglieder für ein gleichberechtigtes und partnerschaftliches Zusammenleben aller Menschen ein, egal welcher Herkunft, Geschlecht, sexueller oder religiöser Orientierung, Nationalität oder kulturellem Verständnis.“
Jeder neue Mitgliedsverband muss bei seinem Aufnahmeantrag dieser Präambel zustimmen. Die Satzung selbst hat einige redaktionelle Anpassungen und zumindest zwei wesentliche Änderungen.
Erstens: Künftig haben nicht nur Vereine, sondern auch Jugendinitiativen und Jugendgemeinschaften eine Stimme. Dazu zählen auch gemeinnützige Organisationen, die im Sinne der organisierten und nicht organisierten Jugendarbeit tätig sind. Damit öffnet sich der Stadtjugendring neuen Gruppen, die auch weniger organisatorischen Unterbau haben müssen.
Zweitens: Der hauptamtliche Geschäftsführer, der Mitarbeiter der Stadt Weinheim ist, gehört nicht mehr dem Vorstand an. Dieser ist nun nur noch ehrenamtlich besetzt mit einer oder einem Vorsitzenden, einem Stellvertreter und maximal fünf Beisitzern.
„School’s-Out-Festival“ geplant
In seinem Jahresbericht erinnerte Martin Wetzel an das Wahlforum des Stadtjugendrings zur Kommunalwahl im Mai. „Wir haben insgesamt 1000 Erstwähler erreicht.“ Das Beteiligungsprojekt sei zu einem Riesenevent geworden. Auch weitere Tätigkeitsfelder des Stadtjugendrings wie die Mobile Jugendarbeit, Netzwerk MGH, Carillonia-Teen Club, die Kids-Clubs an Schulen, Ferienspiele und -betreuung oder der Israel-Austausch wurden beleuchtet.
Unter anderem soll es in Partnerschaft mit den Weinheimer Jugendmedien ein „School’s-Out-Festival“ Ende Juli 2020 geben. Bei allem steht der Stadtjugendring auch wirtschaftlich solide da, wie Kassenprüfer Gerd Wachter bescheinigte. Zum Thema Demokratiebildung gehört für Martin Wetzel und Dagmar Himmel auch der nicht nachlassende Wunsch nach einem „Haus für alle“. „Wir brauchen mehr Raum für Jugendarbeit“, betonte der Geschäftsführer. Demokratie funktioniere nur durch Begegnung. Jugendliche dürften sich nicht voneinander in Gruppen und Milieus separieren, das Gegenteil müsse angestrebt werden, und das sei nur in einem gemeinsamen Haus möglich. In ihm sollen sich Jugendliche, ungeachtet des Schulabschlusses und der kulturellen Prägung, begegnen können.
Auch in dieser Hinsicht sollte die neue Satzung zur Aufbruchstimmung genutzt werden, wünscht sich die Stadtjugendring-Führung 71 Jahre nach der Gründung und im Andenken an Martin Heckmann, heißt es abschließend in einem Pressebericht der Stadt Weinheim.
Und auch auf der Seite weinheim.de ist unter der Überschrift „Demokratie geht nur mit Beteiligung“ zu lesen: https://www.weinheim.de/Startseite/Stadtthemen/Demokratie+geht+nur+mit+Begegnung.html