Weinheim. Im Juli gibt es die „Nachtwanderer“ in Weinheim seit zwei Jahren. Damals hatte sich die vom Stadtjugendring unterstützte Initiative mit dem Ziel gebildet, Jugendlichen Hilfe und Unterstützung in verschiedenen Situationen anzubieten, wenn sie – speziell am Wochenende – nachts auf dem Heimweg in den Straßen oder mit der OEG unterwegs sind.
Am Mittwochabend luden die Mitarbeiter der mobilen Jugendarbeit, Elke Weitenkopf und Volker Kugel, zu einer Informationsveranstaltung in die ehemalige Uhlandschule ein, um weitere Ehrenamtliche für die „Nachtwanderer“ zu gewinnen und einen Einblick in die bisherige Arbeit zu geben.
Neben den bereits erfahrenen „Nachtwanderern“ Sabine Wagner und Horst Dörsam nahm auch Martin Wetzel, Vorsitzender des Stadtjugendrings, an dem Treffen teil. Er lobte den Einsatz der Ehrenamtlichen und bemerkte: „Alleine die Anwesenheit bewirkt etwas. Auch ohne Gespräche.“ Wetzel betonte aber auch, die „Nachtwanderer“ seien keine Bürgerwehr, es gehe um Präsenz und die Bereitschaft, im Notfall für Gespräche da zu sein.
Vor zwei Jahren war der Anlass für die Gründung der „Nachtwanderer“, dass es am Windeck-Platz im Bereich des Rewe-Marktes öfter Ärger mit Jugendlichen gab, was zu Protesten der Anwohner führte. Jugendarbeiter Volker Kugel erklärte die daraus resultierende Idee: „Die Nachtwanderer sind immer als Gruppe von drei, besser vier Leuten unterwegs. Es muss von vorneherein Einigkeit bestehen, wie lange die Wanderung geht und wohin. Die Gruppe agiert als eins, orientiert am schwächstes Mitglied.“
Der rund zwölfminütige dänische Film „Ich weiß, dass du da bist“, der im Rahmen der Infoveranstaltung gezeigt wurde, bringt das wofür die „Nachtwanderer“ stehen auf den Punkt: Für Jugendliche, die auf der Straße sich selbst überlassen sind, gibt es verlässliche Erwachsene, die ihnen Respekt entgegenbringen und einfach Ansprechpartner sind, ohne kontrollieren zu wollen. Es geht darum die Straßen sicherer zu machen und den Jugendlichen Ängste zu nehmen.
In Weinheim sei man neben der Altstadt auch bereits in der Nord- und Weststadt unterwegs gewesen. „Wichtig ist, dass es immer eine Nachbesprechung zu dem gibt, was die Gruppe erlebt hat“, erläuterte Elke Weitenkopf. Ein Wiedererkennen bei den Jugendlichen nach dem Motto „Ach, ihr seid die Nachtwanderer“ wäre wünschenswert, ergänzte die Jugendarbeiterin. Ziel sei es aber nicht, aktiv auf die Jugendlichen zuzugehen, sondern vielmehr „passive Präsenz“ zu zeigen. „Nachtwanderin“ Sabine Wagner formulierte das so: „Wir wollen Neugierde wecken. Schön ist es, wenn die Jugendlichen auf uns zu kommen und fragen, wer wir sind und was wir machen.“
Zu den bisher fünf Aktiven werden wohl in Zukunft zwei weitere hinzukommen, die am Mittwoch für das Ehrenamt gewonnen werden konnten: Bärbel Weidenthaler und Dieter Pott. Letzterer ist Rentner und erklärt seine Motivation wie folgt: „Für mich ist das eine sinnvolle Beschäftigung. Ich habe Zeit und wenn ich damit der Gesellschaft etwas zurückgeben und zur Deeskalation beitragen kann, bin ich gerne dabei. Lasst uns loslegen!“ nil
Die nächste Nachtwanderung ist am Freitag, 13. Mai, 21 Uhr geplant.