Als ein Urteil zum Skandal wurde
Mitglieder des AK Justiz am 2. Mai auf Einladung des Bündnisses „Weinheim
bleibt bunt“ zu Gast in der Stadtbibliothek
Vortrag über Deckert-Prozess und seine Folgen
Weinheim. Im Juli 1994 ergeht vom Mannheimer Landgericht eine milde
Bewährungsstrafe gegen den notorischen Holocaust-Leugner und damaligen NPD-
Bundesvorsitzenden Günter Deckert. Einige Jahre war Deckert auch
Gemeinderatsmitglied in seiner Heimatstadt Weinheim. Noch skandalöser als das
Urteil sind Passagen in der Urteilsbegründung durch Richter Orlet, der dem
einschlägig vorbestraften Neonazi „Charakterstärke und
Verantwortungsbewusstsein“ attestiert. Orlet outet sich immer mehr als sein
Gesinnungsgenosse. Ein Sturm der Empörung: Bundesweite und internationale
Proteste, Demonstrationen und Mahnwachen für die Holocaust-Opfer vor dem
Gericht, das sich gegen jede Kritik abschottet.
Im Rahmen dieser Proteste gründete sich der Arbeitskreis Justiz (heute: Arbeitskreis
Justiz und Geschichte des Nationalsozialismus in Mannheim) und organisierte Ende
Januar 1995 eine große Gedenkveranstaltung zum 50. Jahrestag der Befreiung des
Konzentrationslagers Auschwitz. Rund 700 Menschen nahmen vor dem Landgericht
und im Bürgersaal des Stadthauses Mannheim daran teil.
Aus diesem Anlass erinnert der AK Justiz, darunter Zeitzeugen von damals, an den
Deckert-Prozess. Auf Einladung des Bündnisses „Weinheim bleibt bunt“, das immer
wieder in Weinheim Kritik am Wirken Deckerts gebündelt hat, kommt der AK Justiz
am Freitag, 2. Mai, 19 Uhr, nach Weinheim. Im Saal der Stadtbibliothek gibt es
Vorträge und Filme, die an den damaligen Prozess erinnern. Die Veranstaltung
wurde vor ein paar Wochen schon in Mannheim angeboten und gut angenommen.
Die Möglichkeit der Richteranklage wurde im Landtag beraten. Im Mai 1995 lließ sich
Richter Orlet „krankheitsbedingt“ pensionieren. Deckert musste für zwei Jahre ins
Gefängnis, nachdem der Bundesgerichtshof das Mannheimer Urteil annulliert hatte.
Die Mitglieder des AK Justiz sind Zeitzeugen und Aktivisten zugleich, die aus ihrer
Perspektive über die Geschehnisse berichten. Sie geben interessante Einblicke und
Hintergründe in den Prozess des Mannheimer Skandal-Urteils. Der AK Justiz
engagiert sich gegen das Vergessen der Verbrechen der NS-Zeit. Ihr Ziel ist es,
einige „blinde Flecken“ in Mannheims NS-Vergangenheit aufzuarbeiten. 2025
begeht der AK Justiz sein 30-jähriges Jubiläum.
Wann? 2. Mai 2025, 19 Uhr.
Wo? Saal der Stadtbibliothek (im Untergeschoss), Luisenstraße 5/1.