20 Jahre Mobile Jugendarbeit –Streetwork

Jubiläum wird als Jugendtour im Sommer nachgeholt

Zwanzig Jahre Mobile Jugendarbeit-Strettwork in Weinheim sind ein Grund zu feiern. Allerdings erst wenn die Corona Inzidenzen deutlich geringer sind. Wir hoffen auf den im Sommer. Dennoch sollte das Ereignis nicht unbeachtet bleiben.

Die Mobile Jugendarbeit in Deutschland entstand in den 1960er Jahren. Die dahinter steckende Idee: „auffälligen“ Jugendlichen durch das Aufsuchen in deren Lebenswelten und ihrer Gruppe bzw. Clique gezielt zu erreichen. Dies bedeutete die Aufenthalts- und Treffpunkte zu kennen und herauszufinden und dies zu Zeiten, in denen diese am meisten aktiv sind: nach der Schule, im Feierabend und auch an Wochenenden. So die Idee.

Jahre später konnte das Konzept der aufsuchenden Jugendarbeit in Weinheim durch den Stadtjugendring mit seinem Geschäftsführer Jürgen Holzwarth, der 2016 in den wohlverdienten Ruhestand ging, umgesetzt werden. Vor genau 20 Jahren, Mitte März 2001 nahmen Elke Weitenkopf, die Ende 2016 Weinheim verlassen hat und Volker Kugel, bis 2019 in Weinheim tätig, ihre Arbeit auf und etablieren die Mobilen Jugendarbeit in und für die Weststadt Weinheims und lösten damit das traditionelle Jugendhaus West ab. Dieser Sozialraum, der als „wilder Westen“ in Weinheim in einem Artikel bezeichnet wurde, wurde als besonders geeignet für den Arbeitsansatz gesehen. Angestrebt wurden sowohl die Einzelfallhilfe für junge Menschen als auch die Entwicklung von Angeboten für diese im Sozialraum.

hier ein paar historische Presseberichte:

Mit der Zeit änderten sich die Konzepte und es wurde auf neue Strukturen eingegangen. So wurde der Standort im alten JUZ zu einem Mehrgenerationenhaus transformiert, später die Weststadtorientierung und sozialräumliche Verortung in der Konrad-Adenauer-Straße aufgegeben und das Büro der MJA in die Bahnhofstraße 19 verlagert.

Mit der Aufgabe des Standortes in der Weststadt und der Erweiterung des Arbeitsansatzes nach 10 Jahren Weststadt entwickelte sich die MJA zu einer stadtweiten Instanz. so läßt sich das den alten Presseberichten und den Erzählungen der ehemaligen Mitarbeiter*innen entnehmen. Damit verstärket sich die sozialräumliche Präsenz und Verantwortung für und über die ganze Stadt.

Heute bilden Sarah Wachter, Sara Hajji und Silke Umann das aktuelle Team der Mobilen. Im Laufe der Jahre sind verschiedene Schwerpunkte entstanden, beispielsweise neue Projekte im Rahmen der Integration/Inklusion junger Erwachsener oder das Projektbüro zur Politischen Bildung. Hier werden zum Beispiel die Stadtteildetektive oder die Demokratieprojekte an Schulen umgesetzt. Es verstetigten sich die Kooperation so auch mit der Suchtberatung Weinheim und der damit verbundenen Möglichkeit präventiv in Schulen tätig zu werden.  Aktionen rund um und mit der „Feierwehr“, der mobilen Saftbar des Stadtjugendrings,  vor allem in den Sommermonaten wirken die sowohl aufklärend als auch präventiv. Ferner ist die Mobile Jugendarbeit für den Jugendtreff in Oberflockenbach, den Bauwagen in Hohensachsen, den Jugend-Beratungsraum MOJA und die damit verbundenen Einzelfallhilfen in der Bahnhofstraße zuständig.

Das Jahr 2020 stellte – Covid bedingt –  für alle eine große Herausforderung dar. Gerade deshalb war es umso wichtiger, den Jugendlichen und jungen Erwachsenen während dieser Zeit unterstützend beiseite zu stehen. Im März 2020 kam der erste Lockdown und Beratungen fanden Online und über das Telefon statt, neue Projekte wurden geplant um schon im April wieder mit dem Streetwork, der aufsuchenden Arbeit begonnen. Daran schlossen sich die Einzelfälle und Beratungen unter strenger Beachtung der Hygieneregelungen an. Das zuvor stark eingeschränkte soziale Leben blühte nach den Lockerungen im Sommer wieder auf, mancherorts zum Ärger einiger Anwohner, die sich durch die nun wieder belebte Umgebung gestört fühlten. 

Im pandemiekonformen Rahmen wurden Projekte wieder aufgenommen, wie zum Beispiel die Reparatur der Skateranlage an der Barbara Brücke. Der Einsatz für Sozialräume und für Jugendliche ist ein wesentlicher Teil der Mobilen Jugendarbeit. „Wir sind froh, dass die Anlage wieder genutzt werden kann. Dennoch besteht als großes Anliegen, den Platz mit einer besseren Beleuchtung auszustatten. Im Winter wird es früh dunkel und Jugendliche, die den Platz nach der Schule/Ausbildung besuchen, skaten im Dunkeln oder machen sich mit ihren Handys Licht.“, so die Mitarbeiter*innen.

Mit dem zweiten Lockdown konnte die Mobile Jugendarbeit weiter Unterstützung und Beratung im Rahmen der Sozialen Fürsorge anbieten. Das freizeitorientierte „Drumherum“ wie Billard und Tischkicker war nicht mehr möglich. „Schade, denn gerade durch diese entspannte und lockere Atmosphäre wird Vertrauen geschaffen und damit auch schwierige Beratungsgespräche ermöglicht “, bedauern Silke Umann, Sara Hajji und Sarah Wachter.  Beratungsbedarfe sind weiterhin gegeben. Junge Erwachsene suchen die Beratungsstelle aufgrund von Unterstützungsbedarf bei der Ausbildungs- und Wohnungssuche auf, klagen über Sorgen und Zukunftsängste, die durch Corona ausgelöst wurden.

Aber dies alle wird hoffentlich bald vergessen sein, wenn im Sommer die Mja ihr Jubiläumsjahr mit den Weinheimer Jugendlichen auf der Straße beim Streetwork und mit der Feierwehr begeht. Seid gespannt!