Hier die Rede unseres zweiten Vorsitzenden Andre:

Hallo zusammen,

wie erwähnt spreche ich heute für den Stadtjugendring. Und nach den Ereignissen in Potsdam die richtigen Worte zu finden ist gar nicht so einfach, da die Enthüllungen einen erstmal sprachlos zurücklassen.

Sprachlos, weil man sich vor Augen führen muss was in Extremis dort besprochen wurde. Im Endeffekt bedeutet es – und verzeihen Sie mir die Wortwahl – das sich Entledigen von Menschen in welcher Art auch immer, wenn es sein muss mit Entzug der Staatsbürgerschaft. Ein Deutschland mit harten physischen Grenzen, aber mit grenzenlosen Möglichkeiten des Verstoßes der Rechtsstaatlichkeit. G von denen, die – angeblich – so bemüht sind Rechtsstaatlichkeit wiederherzustellen.

Und dann frage ich mich natürlich auch persönlich, wenn mein Ausweis nicht ausreicht Deutsch zu sein, muss ich dann anfangen Strichlisten zu führen? Ich schaue gerne Tatort das wird ein Plus sein. Auf der anderen Seite: wenn es nicht der Münsteraner Tatort ist, schalte ich ehrlicherweise manchmal Sonntagabends den Fernseher auch mal nicht an. Das kommt auf die Sollseite. Wenn die deutsche Nationalmannschaft mal nicht gewinnt, ist das für mich persönlich kein Weltuntergang weil ich Clubfussball sowieso präferiere. Auf der anderen Seite habe ich es immer noch nicht verkraftet das Neuer und Dahlmeier nicht mehr Medaillen für Deutschland gewinnen beim Biathlon.

Und da frage ich mich: Wo wird da die Grenze gesetzt bei so einer Debatte. Es soll gar keine Grenze geben! Denn wenn es keine gibt, dann fühlt sich auch niemand mit Migrationshintergrund jemals gänzlich angekommen. Wenn das nicht passiert, wird es die eine oder den anderen geben die gar nicht versuchen sich in Deutschland einzuleben. Im Anschluss ist es ein leichtes für den rechtsextremen Rand sich hinzustellen und mit dem Finger zu zeigen. Eine perfekte selbsterfüllende Prophezeiung. Eine Message, die jetzt schon an jüngere Menschen gesetzt werden soll zu sagen: es gibt keine Ziellinie. Keinen Punkt, den du erreichen kannst bei dem du sagen kannst: jetzt bist du endgültig angekommen. Und das muss UNSERE Grenze sein and dem WIR sagen es wird Zeit gegenzusteuern liebe Freundinnen und Freunde.

Es ist unsere gemeinsame Aufgabe zusammenzuhalten und im Alltag zu zeigen, dass wir eine heterogene Gesellschaft sind, in der sich ein Teil der Gesellschaft nicht aufmacht, sich über einen anderen zu erheben. Wir müssen ankämpfen gegen das Aufbegehren des völkischen Nationalismus.

Und diese Aufgabe ist eine alltägliche der sich eben auch der Stadtjugendring annimmt. Ehrenamtlich, hauptamtlich. Mit mannigfaltigen Angeboten. Die Zeit langt nicht alle Angebote aufzuzählen, aber ich würde gerne einige nennen. Der SJR organisiert seit Jahren Formate für Jugendliche vor Wahlen. Macht dies öffentlich, organisiert Workshops in Schulen, hat den 8er Rat auf die Beine gestellt und ist die kommunale Anlaufstelle des Demokratiezentrums Baden-Württembergs. Zu nennen ist natürlich auch der Jugendaustauch mit Ramat Gan und Bildungsfahrten nach Ausschwitz. Und der Stadtjugendring organisiert Einrichtungen in denen Begegnungen für Jugendliche entstehen, wo es nicht darauf ankommt wo du herkommst.

All das und viel mehr ist auch alltäglicher Kampf für die Demokratie von klein auf. Aber diesen Kampf können wir nicht alleine Kämpfen. Nie wieder ist jetzt. Lassen sie uns gemeinsam kämpfen.